"Mantra" steht im Sanskrit für "Verstand", bedeutet "von etwas befreit werden." Mantras befreien uns also von den Ablenkungen, Begrenzungen und Identifizierungen unseres unruhigen, geschäftigen Verstandes. Vor Jahrtausenden empfingen die Rishis im alten Indien meditierend heilende Klänge. Sie begannen, sie tiefgründig zu untersuchen und ihre Wirkung auf Geist und Körper zu erforschen. Zunächst bestimmten die Rishis jeden empfangenen Klang sehr genau in dem, was er in ihnen auslöste. Im Sanskrit entspricht der Klang bereits der Manifestation an sich. Dem Rigveda zufolge birgt die Sprache des Sankrit tatsächlich die Vibration des Universums. So wie in der Bibel steht: "Am Anfang war das Wort", so heißt es von diesen Klängen - den Mantras - das sie bei der Geburt des Kosmos entstanden sind und später von Generation zu Generation mündlich weitergegeben wurden. Wir leben heute in einem Zeitalter der Technologie und der Information, und die Mantras sind nun in schriftlicher Form festgehalten. Doch ihre Kraft als Klangmedizin wurde von Raum und Zeit nicht geschmälert, ganz gleich, ob wir ihre Bedeutung verstehen oder nicht. Genau wie es unserem Körper guttut, wenn wir ihm gute, gesunde Nahrung zuführen, nähren uns die Mantras: Wir sollten sie täglich in uns aufnehmen - nur dann können wir ihre wundersamen Kräfte empfangen. Und wie bei jeder Ernährungsweise können wir uns ein ausgewogenes Mantra-Menü zusammenstellen - eines, das schamanische Heilkräfte freisetzt, wenn wir uns für das Geheimnis der Mantras öffnen.
Mantras leben
Verbinde dich mit einem Mantra und mach es zu deinem Begleiter durch den Tag. Wenn wir uns dem Mantra zielgerichtet zuwenden und uns auf seine Bedeutung konzentrieren, gewinnt unsere Praxis zusätzlich an Tiefe. Wir können sogar bestimmte Themen aus unserem Leben auswählen und uns auf sie fokussieren, während wir unser Mantra anrufen, um der jeweiligen Situation Licht und Heilung zuzuführen. Eine Zeitspanne von mindestens 21 Tagen ermöglicht uns, die positiven Wirkungen, die sich durch wiederholtes Üben einstellen, zu erfahren und aus der Handlung eine Gewohnheit werden zu lassen. Deshalb schlagen wir dir vor, dass du dir ein Mantra auswählst und dich damit eine Zeit lang beschäftigst, indem du es jeden Tag singst und dich ihm gedanklich widmest, wann immer es dir in den Sinn kommt. Das ist nicht ganz leicht! Natürlich macht es Freude, Mantras zu singen: aber sie auf herkömmliche Weise zu chanten und sich für eine bestimmte Anzahl von Tagen dazu zu verpflichten erfordert Disziplin. Bleibe dabei mit deiner Aufmerksamkeit bei den Veränderungen in deinem Inneren, bei deinen Emotionen, deinen Gedanken: aber achte auch auf die äußeren Umstände, denn sie sind eine Widerspiegelung deiner inneren Wirklichkeit. Oder du folgst ganz spontan deinem inneren Guru und singst immer einfach das Mantra, zu dem er dich in dem Moment hinführt. Doch das Wichtigste, was du über die Mantra Praxis wissen musst, ist: Du kannst nichts falsch machen. Mantras haben keine negativen Nebenwirkungen. Je intensiver du dich auf deine Praxis einlässt, desto tiefer und ekstatischer wird die Transformation sein. Text aus dem Buch Mantra - Unsere Botschaft der Liebe, von Deva Premal & Miten